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CAAL 2011 Frutillar

Neuntes Treffen der deutschsprachigen Gemeinschaften Lateinamerikas

Noveno encuentro de las comunidades de habla alemana de América Latina

Hans-Ruedi Schenkel:

Schweizer in der «Chilenischen Schweiz»

Der Referent, Sohn Schweizer Einwanderer, wurde bereits in Osorno geboren. Ruedi Schenkel ist Landwirt und Mitglied des Club Suizo von Osorno. Außerdem war er viele Jahre Gemeinderat in Río Negro und Bürgermeister von Purranque.


Salü, salü; grüezi alli mitenand; zum Afang a spezieller Gruess an allí Dama un Herra. Un bsunders an d‘ Herr Botschafter vo Dütschland in Santiago sowie d‘ Herr Konsul vo Östrich, d‘ Herr Erdely, sowie d‘ Herr Konsul vo d‘ Schwyz, d’ Herr Guélat.

 Es isch ä Freud, euch alli da z’ha und mer hoffet, dass ihr ä gueti Erinnerig vo euserem Südchile mitnemet, wenn ihr wider heigönt. Mir nenet üseri Gegend d‘ ch‘lenisch Schwyz. So und jetzt wüssert ihr alli, dass ich än Chile-Schwyzer bi.

Und jetzt auf Hochdeutsch, um es zu verstehen: Willkommen alle und ein spezieller Gruß an Herrn Dr. Glotzbach von der deutschen Botschaft in Santiago, sowie an den Herrn Konsul von Österreich und den Herrn Konsul von der schweizerischen Eidgenossenschaft in Santiago. Ich soll noch einen herzlichen Gruß von Frau Botschafterin Yvonne Baumann übermitteln.

Auch an alle chilenischen Regierungsbeamten meine besten Grüße; sowie an die Kommission von CAAL.

Als junger Primarschüler im Jahre 1937 war ich im 1. Schuljahr an der Deutschen Schule von Frutillar und konnte nur Spanisch und Schwyzerdütsch – Hochdeutsch dagegen sehr wenig, ich hatte kaum eine Ahnung. Natürlich war ich das Ziel meiner spottenden Mitschüler über mein stolperndes Deutsch.

Im Jahr 1938 im 2. Primarschuljahr an der Deutschen Schule zu Osorno ging es schon besser und ich habe Deutsch gelernt dank der guten Lehrkräfte dieser Schule; einen doppelten Dank an unseren Klassenlehrer Gerhard Kress sowie an den Rektor der Schule, Dr. Zajadatsch, welche die Schule und uns Schüler mit starker Hand, strenger Güte und Fleiß zum Ziel führten – trotz dem 2. Weltkrieg. Eine besondere Erinnerung an die gute Biliothek der Schule ist bis heute mit Dank bedacht – ich wurde als Schüler und Mensch eine Leseratte.

In den Jahren 45 bis 48 absolvierte ich den Rest der Mittelstufe (3. – 6. Jahrgang) im Internado Nacional Barros Arana in Santiago und hatte auch dort das Glück, als Deutsch- und Musiklehrer Herrn Robert Höfter zu haben.

Er kam als Lehrer aus Deutschland an die Offiziersschule der chilenischen Polizei vertragsweise nach Chile. Mit ihm bekam ich den restlichen Schliff, um die deutsche Sprache vollkommen zu erlernen. Während dieser Zeit hatte ich das Glück, bei einer Chile-Schweizer Familie während dem Wochenende bei ihnen zu sein; der Hausherr war gleichzeitig mein Apoderado. Da konnte ich auch weiter mein Schwyzerdütsch pflegen und zu meiner besonderen Freude im Schweizerclub mitmachen.

Wie wichtig ein Lehrer ist, habt ihr ja von mir erfahren. Deshalb war ich begeistert, als der damalige Rektor der Deutschen Schule Osorno, Herr Klaus Weidinger, dem Club Suizo von Osorno 1991 vorschlug, einen Schweizer Lehrer zu beantragen. Dieses Gesuch wurde von der Botschaft nach Bern weitergeleitet und nach einem guten halben Jahr hatten wir den Lehrer zugesagt bekommen. Klaus Weidinger kann euch jetzt selber erzählen, wie es ihm in der Schweiz damals ergangen ist.

In diesem Jahr haben wir zum 6. Mal eine Lehrkraft aus der Schweiz erhalten. Alle Schweizer Lehrer haben bisher Deutsch und Schweizerkunde an meiner lieben, alten Schule unterrichtet.

Und jetzt möchte ich noch herzlichst unsere neue Lehrerin aus St. Gallen, Frau Eveline Sperry, und ihren Ehemann begrüßen. Im Namen des Club Suizo de Osorno wünschen wir ihr als Lehrerin und Mensch und ihrem Mann das Beste. Wir Chile-Schweizer sind uns sicher, dass Frau Sperry ganz im Sinne eines Heinrich Pestalozzi, der ja auch Schweizer war, eine ausgezeichnete Lehrerin an der Deutschen Schule Osorno sein wird.

Meine Eltern waren gebürtige Schweizer aus dem Kanton Zürich; mein Vater kam 1924 als Junggeselle auf den Gutshof Puntiagudo der Familie Koch-Roth am Allerheiligensee (Todos los Santos). Die Reise machte er per Schiff von Genua nach Buenos Aires und von da an mit der Bahn nach Bariloche. Es waren 5 junge Schweizer, von denen einer in Argentinien blieb und der Rest nach Chile kam.

1928, gleich nach Neujahr, fuhr der Vater in die Schweiz und heiratete dort und kam zurück, um eine neue Stelle als Verwalter auf der Hacienda Porvenir in Riachuelo (Gemeinde Río Negro) zu übernehmen. Die Eigentümer sind noch heute die Familien Hubach und Eggers.

1931 wechselte er an die Hacienda Buena Ventura und ich wuchs dort als Junge auf. Bereits in jungen Jahren – ich war erst 10 Jahre alt – verstarb unsere Mutter. Vater heiratet erst im Jahre 52 nochmals, diesmal eine Chilenin deutscher Abstammung (4. Generation).

1956 reiste ich für ein volles Jahr mit einem Stipendium der SNA und dem American Farm Bureau in die USA.

Ein spezielles Kapitel möchte ich nicht beiseite lassen: Schon vor dem Jahre 1970 war ich zweimal Gemeinderat, so in Río Negro wie auch in Purranque. 1970 wurde ich zum Bürgermeister von Purranque gewählt und war als solcher bis 1976 inklusive tätig – die 3 letzten Jahre von der Junta Militar ernannt. 1992 wurde ich nochmals zum Bürgermeister gewählt und seit 1996 bin ich als privater Unternehmer Landwirt. Ich produziere Fleisch, Blaubeeren und Haselnüsse.

Wenn ich an meine Zeit als Bürgermeister von Purranque zurückdenke, war die Periode von Salvador Allende für mich die schwierigste: Die politische Situation spitzte sich jedesmal mehr zu – und aus der heutigen Sicht muss man unseren Streitkräften wohl zugute halten, dass sie uns vor einem Bürgerkrieg bewahrt haben.

1971 hatte ich in meiner Tasche die Pässe für meine Familie dank der doppelten Staatsbürgerschaft Chile-Schweiz. Mit den Schweizer Pässen in der Hand wären wir im Notfall bei Nacht und Nebel nach Bariloche geflohen, um in Argentinien bei den Schweizer Freunden von meinem Vater unterzukommen. Zum Glück für uns und Chile kam es nicht mehr so weit.

Außerdem möchte ich noch etwas sagen, was mir besonders am Herzen liegt: Es ist mein Dank an meine Ehefrau Maria Inés Hofmann, sie ist 5. Generation und mit ihr bin ich seit 1962 verheiratet. Wir haben zwei Kinder und 4 Enkelkinder, alle mit doppelter Staatsbürgerschaft.

Als Chile-Schweizer sind wir stolz auf das Land unserer Ahnen. Die Schweiz kann uns vieles zeigen und lehren: Seit 1291 ein freier Bund und bis heute eine einige Nation – obwohl im Land 4 Sprachen gesprochen werden (Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromantsch). Alle 4 Sprachen sind offiziell als Landessprachen anerkannt.

Hier sind viele deutschsprechende Chilenen in diesem Saal anwesend. Eure Kraft stammt von den Kolonisten und Einwanderern ab, welche sich mit Willenskraft und Entschlossenheit für ihre neue Heimat einsetzten, aber niemals ihr kulturelles Erbe verneinten, was auch für uns immer eine Verpflichtung sein muss.

Die Einwanderung in Chile war deshalb so erfolgreich, weil sie auf 3 Grundsätzen beruhte: Freiheit der Sprache, der Religion und der Arbeit.

Als die ersten deutschen Einwanderer hier im Süden Chiles nach Valdivia kamen, gab ihnen die Regierung das chilenische Bürgerrecht. Als Sprecher der ersten Gruppe, die nach Valdivia kam, gelobte Karl Anwandter feierlich mit den Worten, die ich jetzt abschließend verlesen möchte. Der Bildhauer Peter Horn schnitzte in Holz das Gelöbnis, das in der Vorhalle der Deutschen Schule Osorno für alle Zeiten verewigt ist; sei jeder, der hier eine neue Heimat gefunden hat, diesem Spruch treu:

«Wir werden ebenso ehrliche und arbeitsame Chilenen sein, wie nur der beste von ihnen es zu sein vermag. In die Reihen unserer neuen Landsleute eingetreten, werden wir unser Adoptiv-Vaterland gegen jeden fremden Angriff mit der Entschlossenheit und Tatkraft des Mannes zu verteidigen wissen, der sein Vaterland, seine Familie und seine Interessen verteidigt. Niemals wird das Land, das uns als seine Kinder aufgenommen hat, seine aufgeklärte, menschliche, großzügige Verhaltensweise bereuen.»

Übrigens: Die Geschichtsforschung ist sich sicher, dass Anwandter das Gelöbnis auf Spanisch vorgetragen hat.

Resumen en español con informaciones relacionadas al téma de la ponencia, elaborado por los coordinadores del encuentra.