CAAL 2011 Frutillar
Neuntes Treffen der deutschsprachigen Gemeinschaften
Lateinamerikas
Noveno encuentro de las comunidades de habla alemana
de América Latina
Dr. Jorge Weil:
Die deutsche Besiedlung und die
Gründung Frutillars im Jahre 1856 bis heute
Der Referent ist Universitätsprofessor für Wirtschaftswissenschaften und
Informatik. Dr. Jorge Weil ist Frutillariner und hat sich intensiv mit der
Geschichte der deutschen Besiedlung am Llanquihuesee und der Gründung Frutillars
beschäftigt.
Der nachfolgende Text ist von den Organisatoren des Treffens als
Zusammenfassung mit erweiternden Angaben zum Thema des Originalvortrags in
spanischer Sprache erarbeitet.
Die deutsche Einwanderung am Llanquihuesee
Die Besiedlung der späteren Provinz Llanquihue
begann mit der Ankunft der ersten deutschen Siedler, die sich am 3. März 1852,
von Osorno vordringend, am Nordufer des Llanquihuesees bei Playa
Maitén niederließen. Ein paar Monate später, am 28. November 1852, landeten
in der Bucht von Melipulli die ersten 212 Einwanderer, die mit der
Besiedlung der Provinz vom Süden her begannen. Am 12. Februar 1853 gründete der
chilenische Kolonisationsagent und Intendant von Valdivia, Vicente Pérez
Rosales, in der Bucht von Melipulli eine Stadt, der er zu Ehren des
damaligen Präsidenten von Chile den Namen Puerto Montt gab.
Etliche der ersten Kolonisten, die mit dem Schiff
ankamen, ließen sich direkt in Puerto Montt und der näheren Umgebung nieder.
Andere nahmen den beschwerlichen Weg in Richtung Llanquihuesee auf
sich. In den folgenden Jahren entstanden so die Orte Puerto Varas,
Llanquihue, Frutillar (1856) und Puerto Octay. 1857 leben am Süd-
und Westufer des Sees schon über 200 deutsche Siedler. Bis zum Jahre 1860 waren
es in der Zone zwischen Osorno und Puerto Montt bereits um die 2000 Personen. In
den Jahren 1872–75 fand nochmals eine stärkere Zuwanderung aus dem damals
österreichischen Böhmen statt. Es mussten jetzt Siedlungen angelegt
werden, die nicht mehr am See lagen, wie Quilanto, El Carril, Línea
Pantanosa und Nueva Braunau.
Die ersten Ansiedler erhielten von der Regierung 100
Cuadras Land, und zwar 5 Cuadras Frontseite am See und 20 Cuadras vom See weg
nach hinten. Die später Angekommenen, die am Llanquihuesee siedeln wollten,
bekamen abhängig von der Familiengröße nur noch zwischen 25 und 50 Cuadras und
ab 1870 dann noch weniger. Der Kolonist musste einen Goldpeso pro Cuadra zahlen,
was ihm aber zunächst gestundet wurde. Den Besitztitel übertrug man ihm nach 2
Jahren, sofern er gewisse Auflagen, wie Rodung einer bestimmten Fläche,
Errichtung eines Wohnhauses etc., erfüllt hatte. Die ersten Siedler erhielten
auch einen jährlichen Zuschuss, der je nach Familiengröße bis zu 1000 Goldpesos
sein konnte. Außerdem gab man ihnen Samen, eine Kuh, ein Ochsengespann, 300
Alerce-Bretter und Nägel. Diese Subventionen wurden in Form von zinslosen
Darlehen gewährt und mussten in Geld oder Ware nach Ablauf von 5 Jahren in 5
Jahresquoten zurückgezahlt werden.
Die Regierung verpflichtete sich außerdem, für die
Kolonie einen Arzt zu bestallen und Mittel für die Errichtung von Schulen und
Kirchen bereitzustellen. Der Siedler zahlte keine Steuern und außerdem war er
vom Militärdienst befreit. Er erhielt sofort die chilenische
Staatsbürgerschaft. Man erlaubte ihm auch, durch Zukauf seine
Grundstücksfläche zu vegrößern. Er konnte bis zu 150 Cuadras dazu erwerben.
Der Ausbau der Wege am See ab 1860 machte es den
Kolonisten leichter, mit dem Rest des Landes und mit dem Ausland in Kontakt zu
treten und ihre Produkte abzusetzen. Ab 1871 verkehrte ein erstes kleines
Liniendampfschiff, die «Enriqueta», auf dem See. Es wurde mit 4800 Pesos pro
Jahr subventioniert mit der Auflage, den Siedlern die Ware, die sie verlangten,
zu bringen und ihre Produkte mitzunehmen. Die wichtigsten Erzeugnisse waren
Holz, Balken, Kartoffeln, Honig und Wachs. Der Ulmo-Honig war sehr begehrt und
wurde bis nach Europa exportiert. Aber der wichtigste Produktionszweig war die
Viehzucht. Das Klima und der Überfluss an Gras auf den Viehkoppeln machten eine
Rinderzucht von ausgezeichneter Qualität möglich. Leder und Butter erzielten
gute Preise.
Die Anfänge waren außerordentlich schwierig. Aber im
Laufe der Jahre kamen die Kolonisten zu einem gewissen Wohlstand. Ihren Erfolg
verdankten sie in erster Linie ihrer Arbeitssamkeit und Bescheidenheit, aber
auch den günstigen Bedingungen, zu denen der chilenische Staat den deutschen
Einwanderern den Erwerb von Grund und Boden gewährte. Chile hatte mit der
Besiedlung des «Kolonisationsterritoriums Llanquihue» eine neue Provinz und
gleichzeitig auch die Vorzüge einer anderen Kultur gewonnen.
Ponencia en
español.
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